Ein Traum wurde wahr...

... oder die Chronik der Montessorischule Sünching

"Tun Sie’s doch!“ sagte vor einigen Jahren meine Dozentin, Frau Erler, an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Regensburg zu mir. Sie meinte damit, ich sollte doch eine Montessorischule in meiner Umgebung gründen. Wie stellen Sie sich denn das vor, dachte ich. Ich und eine Schule gründen. Aber der tiefe Wunsch, dass mein Sohn Konstantin einmal auf eine Montessorischule gehen sollte, trieb mich voran, mich auf den Weg zu machen.

Unter dem Motto „Wer hat Lust, mehr über die Montessori-Pädagogik zu erfahren?“ fand am 21. Januar 2002 das erste Treffen statt. Die Resonanz war so positiv, dass wir uns am 18. Februar erneut trafen und ich immer noch von meinem Traum, eine Montessorischule in Sünching zu gründen, erzählte. Bis plötzlich Birgit Meyer sagte „Jetzt lasst uns aufhören zu träumen, lasst uns anfangen!“. Ach Du meine Güte, es wurde nun echt ernst.

Am 18. März 2002 fand schließlich die Gründungsversammlung mit den gewählten Vorständen Thomas Hartmann, Cornelia Laschinger und Anita Englberger, dem Schatzmeister Bernhard Meyer und der Schriftführerin Birgit Meyer statt. Ich denke, wir, die kleine Vereinsgruppe „Montessori-Fördergemeinschaft und Umgebung e.V.“, waren alle etwas nervös, aber Gott sei Dank auch blauäugig, denn wir wussten noch nicht, welch arbeitsintensiver Weg auf uns zu kommen würde.

Schließlich wollten wir sobald als möglich mit unserer Montessorischule starten. Neben Mitgliederversammlungen, Vorträgen zu diversen Themen und Veranstaltungen wie z.B. das Kinder- und Jugendkonzert erstellten wir, die Vereinsmitglieder,

  • eine Konzeption und
  • einen Finanzierungsplan.
  • Zudem wurden eifrig ein passendes Gebäude und
  • eine Schulleitung für unsere Schule gesucht.
  • Wir benötigten weiterhin genügend Schüler und Schülerinnen für die Gründungsklasse.

So hielten wir verschiedene Arten von Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. einen Informationsstand am Sünchinger Markt oder Informationsveranstaltungen in verschiedenen Ortschaften der Umgebung ab, was wir intern „Tingel-tangel-Tour“ nannten. Zudem waren wir ständig in Kontakt mit der Regierung der Oberpfalz sowie mit dem Montessorilandesverband und trafen uns mit anderen Montessorischulgründern. Wir waren voller Enthusiasmus und hatten großen Spass dabei

Nach einem gelungenen Weihnachtsmarkt im Dezember 2002 im Schlosshof konnten wir endlich an unserem Informationstag, den 1. Februar 2003, unsere Schulleitung, Frau Kraus, sowie Fr. Weißthanner den Interessierten vorstellen. Für die zukünftigen Schüler/innen folgte ein Schnupperunterricht. – Doch … am 14. Mai 2003 wurde bekannt gegeben, dass sich aufgrund umfangreicher Baumaßnahmen an unserem Traumgebäude für unsere Montessorischule der Schulgründungsstart um ein Jahr verschiebt. Enttäuschung pur! Wir steckten bisher so viel Kraft, Zeit und Energie in dieses abenteuerliche Unternehmen. Für einige zerplatzte zu diesem Zeitpunkt nun der Traum einer Montessorischule! So ergab sich im September 2003 eine neue Vorstandschaft. Thomas Hartmann und Cornelia Laschinger traten zurück, neu gewählt wurden Sonja Hampel und Andreas Schleich.

Mit neuem Schwung fand schließlich am 7. November 2003 die Schlüsselübergabe für das zukünftige Schulgebäude durch Baron von Hoenning O´Caroll und die Unterzeichnung des Mietvertrages statt. Am selben Abend konnte man im Saal des zukünftigen Schulgebäudes den Auftakt des seitdem alljährlich stattfindenden Bauerntheaters der „Fidelen Bauernbühne Illkofen“ genießen.

Nun musste wieder von vorne begonnen werden. Die Konzeption war zwar schon lange fertig und genehmigt, aber wir brauchten nun wieder die Mindestanzahl der Schüler/innen. So folgten erneut die bekannten „Tingel-tangel-Touren“, weitere Informations- und Öffentlichkeitsveranstaltungen. Viel Energie und gute Nerven gingen hierbei verloren. Doch, wie konnte es anders sein, der Aufwand hatte sich gelohnt und wir erhielten im April 2004 die Schulgenehmigung. Die Freude war riesengroß. Irgendwie konnten wir es noch gar nicht glauben, dass es nun ab September losgehen sollte. Wir suchten anfangs immer noch einen so genannten Haken, aber nichts! Es war echt wahr. Der Traum unserer Montessorischule wird endlich wahr!

Endlich konnten wir beginnen, das Gebäude für unsere Montessorischule umzubauen. Wir mussten aus einer bestehenden Gastwirtschaft ein Schulgebäude zaubern. Renovierung pur! Unter der Bauleitung von Andreas Schleich machten wir uns mit unglaublich viel Begeisterung an die Arbeit. Wir fingen im jetzigen Gruppenraum an. Die Bretterwand, die Decke und der Boden mussten entfernt und mit Rigipsplatten bzw. mit neuem Anstrich ersetzt bzw. erneuert werden. Ich weiß noch, dass ich begann, die Fenster und Fensterbretter zu restaurieren. „In drei Wochen haben wir’s!“ sagte Andy anfangs und machte uns mit diesem Spruch sehr viel Mut. Denn es waren nur noch vier Monate Zeit, dann sollte der Schulbetrieb starten. Nachdem etwa sechs Wochen vergangen waren, und der Gruppenraum immer noch nicht fertig war, wurden einige von uns schon unruhig. Kaum einer glaubte wirklich, dass wir es in dieser kurzen Zeit doch schaffen! Ich erinnere mich noch genau, Sonja Hampel war eine der wenigen, ehrlich gesagt die einzige, die bis zum Schluss an die Fertigstellung der benötigten Räumlichkeiten glaubte und immer wieder sagte „Glaubt’s mir, wir schaffen das!“

Diese Worte machten einem wieder Mut, insbesondere in der heißen Phase in den Sommerferien kurz vor Schulbeginn. Denn wir hatten noch kurz vor Schulbeginn eine teilweise ausgebaggerte Aula und einige andere ernüchternden baulichen Tatsachen. „Tag und Nacht“ schufteten wir. Manche übernachteten tatsächlich in Zelten im Schulhof. Für unsere Kinder war die Renovierungsphase wunderbar, allerdings auch nicht ungefährlich. Hildegard Gabler betreute immer wieder unsere Kinder. War es wieder einmal zu laut auf unserer Baustelle, wanderte sie auf den nahe gelegenen Spielplatz aus. Alle packten mit an, nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch die Lehrkräfte, Omas und Opas, Nachbarn und Freunde. Auch der Radiosender Bayern3 war unter dem Motto „Montagsretter“ da und half mit.

An dieser Stelle noch einmal ein riesengroßes Dankeschön an alle Helfer und Helferinnen!

Und so kam es, dass der Schulbetrieb beginnen konnte. Sonja hatte also wieder einmal Recht! Am 13. September 2004 war es soweit! Der erste Schultag für 13 Schüler und Schülerinnen der ersten Klasse an unserer Montessorischule unter der Schulleitung von Frau Kraus begann. Wir hatten es geschafft! Wir haben eine kleine bezaubernde Montessorischule!

Ein Traum wurde wahr!

Der Schulalltag lief und wir atmeten erst einmal tief durch, erholten uns von unseren Umbaustrapazen. Unsere Veranstaltungen wie das Kinder- und Jugendkonzert, das Bauerntheater und der Weihnachtsmarkt (nun im bezaubernden Schulhof der Montessorischule) waren wieder ein voller Erfolg. Auch konnten wir zum ersten Mal das Kabarett „Couplet-AG“ im Saal unserer Montessorischule begrüßen. - Leider verlief das Pionierjahr nicht so einfach wie wir uns das vorgestellt hatten. Unglaublich viele Teamsitzungen fanden statt, aus denen wir viel dazu lernten. Einige Veränderungen traten schließlich ein, so dass der Schulbetrieb für die 18 Schüler/innen der nun ersten und zweiten Jahrgansstufe für das Schuljahr 2005/2006 mit einem neuen Lehrerteam unter der Schulleitung Frau Palloch begann. Es war ein gutes Jahr! Es gab nun und gibt immer noch ein spezielles Aufnahmeverfahren, genannt „Minimonte“ für unsere zukünftigen Schüler/innen. An einigen Nachmittagen können die Kinder unsere Montessorischule kennen lernen und das Lehrerteam die Kinder. Zusätzlich gibt es Elterngespräche mit der Vorstandschaft und dem Lehrerteam. Im Schulalltag unserer bestehenden Klasse war immer etwas los. Freiarbeit, Rituale, Strukturen, Projekte und zur Freude vor allem der Schüler und Schülerinnen die Fahrt ins Schullandheim.

Umbaumaßnahmen liefen übrigens ständig. Andys Worte waren immer wieder einmal „Das haben wir gleich!“ Nun gut, mittlerweile wussten wir, dass wir dann für einen Bauabschnitt mindestens wenn nicht länger brauchten. So konnten mit der Zeit der Verwaltungsraum, das Lehrerzimmer und schließlich das zweite Klassenzimmer fertig gestellt werden. - Aus unserer Vorstandschaft trat Birgit Meyer als Schriftführerin zurück, neu gewählt wurde Georg Lodermeier.

Und so folgte nun das dritte Betriebsjahr. Endlich werden wir auf Grund festgelegter Genehmigungsvorschriften vom Staat finanziell unterstützt. Wir haben nun eine Sonnen- und eine Mondklasse mit je einem Lehrerteam, bestehend aus einer Grundschullehrkraft und einer Erzieherin. Insgesamt 37 Schüler und Schülerinnen besuchen nun unsere kleine Schule. Neben den hauptamtlichen Lehrkräften werden sie von verschiedenen Fachlehrern sowie Fachkräften unterrichtet und begleitet. Die Elternschaft kann sich mit Projekten unterschiedlichster Art wie z.B. Theaterfahrt, Mosaiken usw. einbringen. - Alljährlich organisieren alle zusammen einen Infotag, der alle Interessierten einlädt, unsere Montessorischule zu besuchen und kennen zu lernen. Fachvorträge verschiedener Referenten/innen an unserer Schule geben weiter einen Einblick in die Montessoripädagogik oder informieren über aktuelle Themen. Somit ist also immer oder zumindest fast immer etwas los an unserer Schule.

Am Schluss ist nur noch zu sagen, dass das Projekt „Montessorischule“ immer ein abenteuerliches Unternehmen bleiben wird, für das es sich lohnt, Zeit und Energie zu investieren!

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