Die weiterführende Schule startet mit der 5. Jahrgangsstufe. Zu dieser Zeit befinden sich die Schüler nach Maria Montessori noch in der 2. Entwicklungsstufe. Die gewohnte Arbeitsweise aus der Grundschule setzt sich weitestgehend in der 5. und 6. Jahrgangsstufe fort.
1. Allgemeine Informationen
Die Inhalte des staatlichen Lehrplans werden den Schülern in einem sogenannten „Working Cycle“ vermittelt. Die Lehrkräfte der Klassen bestimmen von Ferien zu Ferien ein neues Working-Cycle-Thema. Zu jedem Thema werden Inhalte aus allen Unterrichtsfächern in Form von Grunddarbietungen vermittelt. Diese sind verpflichtend für alle Schüler. Es folgen weiterführende Darbietungen nach Interesse und Eigenstudien.
2.Projekttag
Einmal in der Woche arbeiten die Schüler am Vormittag in Kleingruppen in einem Projekt (z.B. Kochen, Kreativ, Musik, …). Die Projekte werden ihnen am Anfang von jedem neuen Working Cycle vorgestellt. Die jeweilige Gruppe arbeitet von Ferien zu Ferien an ihrem Thema, bevor ein Wechsel stattfindet.
Für die 3. Entwicklungsstufe (mit Beginn der 7. Klasse) entwarf Maria Montessori den sogenannten Erdkinderplan.
1. Charakteristika und Entwicklungsbedürfnisse der Jugendlichen in der dritten Entwicklungsphase
Mit Eintritt der Pubertät verändern sich die Kinder zu Jugendlichen. Montessori benennt sie nun als „soziale Neugeborene“. Große physische Veränderungen finden bei den Jugendlichen statt. Sie wollen das „echte“ Leben erfahren. Sie hinterfragen, was jetzt wichtig für sie ist. Sie wollen auf der einen Seite Grenzen testen, große Abenteuer und Herausforderungen eingehen und gleichzeitig fühlen sie eine sehr empfindliche Ichbezogenheit, die alles persönlich nimmt und sehr viel Schutz benötigt. Sie wollen sich von den Eltern unabhängig machen und die eigene Peergroup wird immer wichtiger. Sie suchen nach ihrem Platz in der Gemeinschaft.
2. Konsequenzen für den Lernprozess
Das akademische Lernen fällt in dieser Zeit schwerer und braucht deshalb zuerst die Anknüpfung an die Praxis. Sich zu reflektieren und eine eigene Meinung zu bilden ist das Ziel. Dazu benötigen Jugendliche den Raum zum körperlichen und künstlerischen Selbstausdruck, um sich selbst kennenzulernen. Die Lehrperson hat große Vorbildfunktion. Sie sollte die Jugendlichen nicht als Kinder behandeln, sondern arbeitet mit ihnen Seite an Seite und nimmt sie ernst. Gleichzeitig ist sie Vorbild beim Umgang mit Konflikten und dem gemeinsamen Reflektieren, damit sich die Jugendlichen und Erwachsenen zu einer echten Gemeinschaft zusammenfinden. Die sogenannte „community“ ist das Herz der Lernumgebung.
3. Die vorbereitete Umgebung
In Rahmen ihres Erdkinderplans beschreibt Maria Montessori die ideale vorbereitete Umgebung als ein Arbeits- und Studienzentrum auf dem Land, wo Jugendliche und Erwachsene zusammenarbeiten und lernen sowie die große Gemeinschaft leben, eingebettet in die Kreisläufe der Natur. Die Bedürfnisse von Pflanzen und Tieren lassen Jugendliche nochmal neu ihre Verantwortung leben. Des Weiteren führen sie ein kleines Geschäft, in dem neben dem Handel mit selbstproduzierten Waren auch der Kontakt mit den Menschen vor Ort gepflegt wird. An den Bereich Dienstleistungen werden sie herangeführt, in dem sie sich unter anderem um Besucher und Hospitanten kümmern.
Das Zusammenleben im Alltag mit gemeinsamen Mahlzeiten, Putzaktionen und Pflege der Umgebung spielt eine große Rolle und ist die Grundlage für diese Erfahrungsschule.
4. Arbeits- und Studienplan
Neben der Gestaltung des gemeinsamen Lebens- und Arbeitsraums gibt es auch die Vermittlung von verschiedenen kognitiven Kompetenzen, die Maria Montessori in ihren Arbeits- und Studienplan darlegte:
1. Selbstausdruck – Musik, Sprache, Kunst
2. Seelische Entwicklung – Moralische Erziehung, Mathematik, Sprachen
3. Vorbereitung auf das Leben als Erwachsenen
a) Studium der Erde
b) Studium des menschlichen Fortschritts und Aufbau der Zivilisation
c) Studium der Menschheitsgeschichte und der Gegenwart
Die Jugendlichen arbeiten in sogenannten „Work & Studies“ oder „Working Cycles“, in denen sich praktische und akademische Arbeiten ergänzen und so ein Maximum an Interesse bei den Jugendlichen hervorrufen. Die Inhalte des staatlichen Lehrplans werden sowohl bei den praktischen als auch den akademischen Arbeiten berücksichtigt. Ein Working Cycle erstreckt sich über ca. 6-8 Wochen.
